Urämie

Häufigkeit (mäßig häufig)


chronische Erkrankungen: 0,4% - 2%
akute Erkrankungen: 1% - 5%

Urämie (fortschreitende Urinvergiftung): Vergiftung durch die Ansammlung harnpflichtiger Abbauprodukte des Stoffwechsels, die aufgrund einer schweren Nierenschädigung nicht mehr ausgeschieden werden. In der Folge kommt es zu Störungen in allen Organsystemen einschließlich des Gehirns. Unbehandelt führt die Urämie zum Koma und zum Tod. Die Therapie besteht in einer sofortigen Dialyse, um das Blut von den schädigenden Substanzen zu reinigen. Daneben ist zumeist eine intensivmedizinische Überwachung mit Stabilisierung des Flüssigkeitshaushalts, der Elektrolyte und des Blutdrucks unabdingbar.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Müdigkeit, Kopfschmerzen
  • Urämischer Mundgeruch (riecht nach Urin)
  • Milchkaffeefarbene Hautflecken, Juckreiz
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Erst Müdigkeit, Verwirrtheit, Konzentrationsschwäche
  • Später Krampfanfälle, Bewusstseinsstörungen, Koma.

Wann zum Arzt

Patienten, die eine Urämie entwickeln, befinden sich in der Regel aufgrund einer Erkrankung schon in ärztlicher Behandlung. Pflegepersonal und Angehörige sollten den Arzt informieren, wenn sie oben genannte Symptome bemerken. Sofort muss ein Arzt gerufen werden, wenn plötzlich Sprechstörungen, Bewusstseinseintrübung oder Krampfanfälle auftreten.

Die Erkrankung

Die Urämie entsteht dadurch, dass die Nieren ihrer Ausscheidungsfunktion nicht mehr nachkommen können und sich deshalb schädliche Stoffwechselprodukte im Körper ansammeln. Vor allem den Abbauprodukten des Eiweißstoffwechsels wird eine toxische Wirkung zugeschrieben, allen voran dem Harnstoff, dessen Erhöhung im Blut die Schwere der Urämie spiegelt.

Daneben gibt es jedoch viele andere Substanzen, deren Anreicherung schädlich für den Organismus sind. So auch das Parathormon: Es soll nicht nur für den quälenden Juckreiz mitverantwortlich sein, sondern auch eine entscheidende Rolle bei den Auswirkungen der Urämie auf das zentrale Nervensystem spielen.

Neben den allgemeinen Auswirkungen wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Ungeschicktheit und Schwäche führt die Urämie zu folgenden schweren Folgen an den Organen:

  • Herz: urämische Herzbeutelentzündung (Perikarditis)
  • Lunge: urämische Rippenfellentzündung (Pleuritis)
  • Blut: Hämolyse (Zerfall der Erythrozyten) mit Hautblässe, Anämie; Blutungsneigung durch Verminderung der Thrombozyten (Thrombozytopenie), Dysfunktion der Leukozyten
  • Haut: Juckreiz, milchkaffeefarbene Flecken
  • Magen-Darm-Trakt: Erbrechen, Übelkeit
  • Nerven: Polyneuropathien mit Zittern, Lähmungen, Gangstörungen
  • Zentrales Nervensystem: Krampfanfälle, urämische Enzephalopathie.

Diagnosesicherung

Die Diagnose stellt der Arzt anhand des klinischen Bildes und der Laborwerte. Besonders typisch ist der Anstieg des Harnstoffs im Blut. Ein weiterer Marker für ein Versagen der Niere ist Kreatinin.

Differenzialdiagnosen. Bewusstseinsstörung und Koma finden sich bei vielen Erkrankungen, die das Gehirn betreffen, so z. B. auch bei einem Hirntumor, Meningitis, Schlaganfall oder dem diabetischen Koma.

Behandlung

Mittel der Wahl ist die Blutwäsche (Dialyse), um die giftigen Substanzen aus dem Körper zu entfernen. Parallel dazu müssen die Ärzte den Säure-Basen-Haushalt und den Elektrolythaushalt engmaschig kontrollieren, ausgleichen und stabilisieren. Häufig wird auch die Aufnahme von Eiweiß reduziert.

Prognose

Gelingt es dem Arzt, die toxischen Substanzen im Blut mithilfe der Dialyse zu verringern und den entgleisten Stoffwechsel zu normalisieren, können sich die neuropsychiatrischen Symptome und viele der anderen Folgen der Urämie zurückbilden. Die Gesamtprognose hängt jedoch entscheidend von der auslösenden Erkrankung und ihrer Behandlung ab und davon, inwieweit die Organe Restschäden davontragen.

Quelle: Dr . med. Sonja Kempinski
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