Was darf man mit einer Knieprothese?
Immer mehr Menschen benötigen ein künstliches Kniegelenk. Viele Betroffene möchten nach der Operation weiter ein aktives Leben führen. Doch was ist mit einer Knieprothese erlaubt?
Muskeln und Bänder stärken
Das Kunst-Knie liegt im Trend: Über 190 000 künstliche Kniegelenke wurden 2019 in Deutschland eingepflanzt, gut die Hälfte davon bekamen Menschen unter 70 Jahren. Früher riet man dazu, das neue Knie zu schonen und dadurch langlebiger zu machen. Heute weiß man dagegen, dass Bewegung auch bei Knieprothese gut tut. Denn sie dient nicht nur der Fitness und verbessert den körperlichen Allgemeinzustand. Bewegung stärkt den Knochen sowie die umgebenden Muskeln und Bänder und beugt dadurch einer Lockerung der Knieprothese vor.
Fahrradfahren ja, Joggen problematisch
Doch welche Aktivität ist denn nun erlaubt? Am besten ist das Fahrradfahren, empfiehlt der Hamburger Orthopäde Friedrich Böttner. Denn selbst bei einer Tretleistung von cirka 95 Watt beträgt die Last auf das Knie nur das 1,8fache des Körpergewichts.
Bowling, Golf, Tanzen und Spazierengehen hält der Experte ebenfalls für unproblematisch. Selbst ein Tennis-Doppel schließt er nicht aus. Zwar beträgt die Last auf das Knie beim Tennisaufschlag oder Golfabschlag etwa das 4-Fache des Körpergewichts. Dies ist aber nur geringfügig mehr als beim Treppensteigen und dem Kunstknie deshalb auch zuzumuten. Vor Aufnahme einer sportlichen Aktivität ist jedoch immer die behandelnde Orthopäd*in zu befragen.
Weniger günstig ist dagegen das Joggen. Vor allem, wenn man es intensiv betreibt, droht die Lockerung der Knieprothese. In einer Studie mit Knieprothesenträger*innen zeigte sich, dass sich ab einer ingesamten Jogging-Zeit von dreieinhalb Stunden pro Woche 11% der Knieprothesen innerhalb von 4 Jahren lockerten.
Unkraut jäten lieber lassen
Nicht empfehlenswert sind Tätigkeiten und Sport, bei denen das Knie stark gebeugt wird. Denn bei einer Beugung über 40° wird die Last auf das Kniegelenk auf das Über-8-Fache erhöht, erklärt der Experte. Zu Tätigkeiten mit solch tiefen „Kniebeugen“ gehören zum Beispiel die Gartenarbeit in der Hocke, Workouts im Fitnessstudio oder viele handwerkliche Tätigkeiten.
Für Patient*innen, die auf starke Kniebeugung nicht verzichten können, gibt es jedoch spezielle Möglichkeiten bei der Prothesenversorgung. Dazu zählt beispielsweise die „Ultrakongruente Prothese“. Welches Verfahren am besten geeignet ist, muss bei der Planung einer Knieprothese individuell entschieden werden.
Quelle: Springer Medizin