Augen auf beim Herbstspaziergang

Achtung! Giftige Beeren und Pilze
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Die Sonne lacht, die glühende Sommerhitze ist vorüber und die Blätter an Bäumen und Sträuchern wechseln ihre Farbe: Für viele ist der Herbst die schönste Jahreszeit in der Natur. Doch ein Herbstspaziergang kann auch gefährlich werden. Wer dabei unbedacht von Beeren oder anderen Früchten nascht oder die falschen Pilze sammelt und verzehrt, handelt sich leicht eine Vergiftung ein. Besonders gefährdet sind Kleinkinder, die gern alles in den Mund stecken. Lesen Sie in unserem Ratgeber, welche Früchte im Herbst giftig sind, wie sich Vergiftungen bemerkbar machen und was Sie im Verdachtsfall tun müssen.

Giftgefahr nach Sommerblüte

Nach der sommerlichen Blüte reifen bei vielen Bäumen und Sträuchern die Samen und Beeren heran. Viele sind harmlos, manche aber hochgiftig. Vor allem Kleinkinder probieren die roten, blauen oder weißen Beeren gerne oder spielen mit den interessanten Hülsen. Doch in einigen der verlockenden Früchte stecken hochgiftige Substanzen wie Alkaloide, Cytisin oder Ricin. Folgende Beeren sind besonders gefährlich:

Tipp: Auf der Seite https://botanikus.de/informatives/beeren-und-fruechte-giftig-oder-ungiftig/ finden Sie Beeren und Früchte sortiert nach ihrer Farbe. So können Sie leicht bestimmen, mit welchen BeerenSie es in Ihrer Umgebung oder auf Ihren Spaziergängen zu tun haben und ob die Frucht giftig oder ungiftig ist.

Eisenhut und Herbstzeitlose

Nicht mit Beeren oder Samen, aber als gesamte Pflanze verlockend und tödlich giftig sind die beiden Herbstblüher Eisenhut und Herbstzeitlose.

So schützt man Kinder vor Beeren-Vergiftung

Fast 90 % der kindlichen Vergiftungsunfälle betreffen Kinder unter 6 Jahren. Besonders gefährdet ist die Gruppe der Ein- bis Dreijährigen, die schon entwicklungspsychologisch „alles in den Mund stecken“. Doch wie kann man Kinder am Beeren-Naschen hindern? Experten haben folgende Tipps: • Kleinkinder nicht unbeaufsichtigt in der Natur spielen lassen.

Pilzvergiftungen —eine Sache für große Genießer ….

Schießen im Herbst die Pilze aus dem Boden, stehen in den Giftnotrufzentralen die Telefone nicht mehr still. Denn das Pilzesammeln wird immer beliebter, und neben den Spezialisten sind auch zunehmend unkundige Pilzfreunde in den Wäldern unterwegs. Die Folge: Durch Verwechslung von Giftpilzen mit verzehrbaren Schwammerln und Röhrlingen landen regelmäßig auch Knollenblätterpilz, Giftschirmling oder Ölbaumpilz im Kochtopf — und führen zu schweren Pilzvergiftungen.

Knollenblätterpilz & Co. Am giftigsten sind Pilze mit den Giften Amanitin und anderen Amatoxinen, die zu tödlichem Leber- und Nierenversagen führen. Die gefährlichsten Vertreter sind der Grüne, der Weiße und der Spitzkegelige Knollenblätterpilz, die sehr leicht mit dem Grünen Täubling oder Champignons verwechselt werden. 10 g Pilz sind dabei schon tödlich, d.h. dass ein einziger Pilz in einer Pilzmahlzeit mehrere Personen töten kann. Die Vergiftungsbeschwerden sind trügerisch:

Halluzinogene Giftpilze. Vergiftungen mit „Rauschpilzen“ erfolgen durch Verwechslung mit essbaren Pilzen oder absichtlich zur Herbeiführung eines Rauschzustands. Zum Glück sind die Vergiftungen meistens nicht tödlich, zu den bekanntesten Wirkstoffen gehören Ibotensäure, Pilzatropin (Muscimol), Psilocybin und Psilocin. Zu den beliebtesten Rauschpilzen zählen:

Weniger giftige Pilze wie der Satanspilz oder der Riesen-Rötling verursachen vor allem Magen-Darm-Beschwerden . Gefährlich ist der große Flüssigkeitsverlust durch Erbrechen und Durchfall, also die Dehydratation (Austrocknung).

Wenn Pilz und Alkohol sich nicht vertragen …

Tintlinge und der Netzstielige Hexenröhrling tragen wiederum das Pilzgift Coprin in sich. Es wird durch Kochen in seine Wirkform umgebaut, die dann in der Leber das Enzym Acetaldehyddehydrogenase hemmt. Weil dieses Enzym zum Abbau von Alkohol benötigt wird, kommt es im Zusammenhang mit Alkoholkonsum zu Vergiftungserscheinungen. Dabei muss der Alkohol gar nicht gleichzeitig getrunken werden. Der Genuss von Wein & Co. kann noch bis zu 5 Tage nach der Pilzmahlzeit zu dem sogenannten Coprinus-Syndrom mit folgenden Beschwerden führen:

  • Flush, Schweißausbruch
  • Schwäche, Verwirrung
  • Gefühl der Schwellung von Gesicht und Händen
  • Übelkeit, Erbrechen
  • Herzrasen, Atemnot, Pelzigkeit von Armen und Beinen.

Pilzvergiftung ohne Giftpilz

Pilze können auch ganz ohne Gift sehr schädlich für den Menschen sein. So kommt es z. B. beim Verzehr von verdorbenen oder ungenügend gegarten Pilzen zu Magen-Darm-Beschwerden. Manche Menschen haben auch eine individuelle Pilz-Unverträglichkeit oder Allergien, die vergiftungsähnliche Beschwerden auslösen.

Hinweis: Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie stellt eine Liste von Pilzen mit uneinheitlich beurteiltem Speisewert zur Verfügung (www.dgfm-ev.de). Hier finden Sie Pilze, bei denen regelmäßig Unverträglichkeiten auftreten und die nur mit Einschränkung als Speisepilz gelten.

Was tun bei Pilzvergiftung?

  • Achtsam sein für Beschwerden. Falls nach einer Pilzmahlzeit (auch viele Stunden später noch!) körperliche Beschwerden auftreten, diese ernst nehmen.
  • Arzt oder Giftzentrale kontaktieren! Je nach Ausmaß der Beschwerden den Hausarzt oder gleich das Krankenhaus aufsuchen. Bei großen Entfernungen oder starken Beschwerden den Notarzt alarmieren!
  • Pilze sicherstellen. Pilzreste und Erbrochenes sicherstellen und ins Krankenhaus mitnehmen, damit die Identifikation von Pilzen und Gift möglich ist.
  • Keine Selbsthilfe: Kein Erbrechen auslösen, ob mit Finger oder Salzwasser, keine Milch trinken!

Quellen: Dr. Antje Jelinek, DAZ 2018, Nr. 38, S. 28, www.kindersicherheit.de

Quelle: Dr. med. Sonja Kempinski
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