Zähneknirschen

Häufigkeit (sehr verbreitet)


chronische Erkrankungen: > 10%
akute Erkrankungen: > 25%

Zähneknirschen (Zähnepressen, Bruxismus): Mechanische Fehlbelastung der Zähne durch unbewusste Bewegungen.

Die Zähne beißt man nicht nur sprichwörtlich zusammen, wenn eine anstrengende Aufgabe ansteht. Etwa ein Viertel aller Menschen knirschen nachts, seltener auch tagsüber mit den Zähnen. Der Großteil von ihnen sind Frauen zwischen 30 und 45 Jahren. Seelischer Stress gilt als häufigste Ursache für das Zähnknirschen.

Auf Dauer kommt es durch das Zähneknirschen zu vielfältigen und gravierenden Beschädigungen an Zähnen, Zahnfleisch, Zahnhalteapparat und Kaumuskulatur. Die Beschwerden lassen sich durch eine Behandlung mit Schienen meist deutlich mindern. Oft verschwindet das Zähneknirschen auch von selbst wieder, wenn eine Stressphase überstanden ist.

Bei Kindern ist Zähneknirschen völlig normal, sie stimmen damit während des Zahnwechsels die Zähne aufeinander ab, bis sie genau aufeinander passen.

Leitbeschwerden

  • Morgendliche Schmerzen im Kiefergelenk
  • Morgendliche Verspannung und Muskelkater der Kaumuskeln
  • Kopfschmerzen, Verspannungen
  • Abgeriebene oder gelockerte Zähne.

Die Erkrankung

In etwa 90 % der Fälle ist seelischer Stress schuld daran, dass Menschen nachts die Zähne aufeinander pressen oder mit ihnen knirschen. Vor allem Menschen, die sich ihre Ängste oder ihren Ärger nicht anmerken lassen wollen, sind häufig Knirscher. In den übrigen Fällen löst meist eine zu hoch stehende Füllung oder Krone das Zähneknirschen aus.

Der Zahnarzt unterscheidet zwischen dem reinen Zusammenpressen der Zähne ohne Bewegungen und dem eigentlichen Zähneknirschen mit Bewegung der Zähne gegeneinander. Beide Verhaltensweisen belasten die Zahnreihen mit einem Druck von über 100 kg/cm2. Beim Zähneknirschen weist jeder Mensch ein eigenes Muster auf, d. h. jeder macht spezielle, immer wiederkehrende Bewegungen, die auf Dauer als Schlifffacetten auf den gegenüberliegenden Zähnen zu erkennen sind. Die Bewegungsmuster sind sehr unterschiedlich. Manche schieben den Unterkiefer weit nach vorne, andere zur Seite, wieder andere kombinieren diese Bewegungen.

Zu Beginn macht sich das Zähneknirschen nur durch eine leichte Überanstrengungen der Kaumuskulatur und eine stärkere Abnutzung der Eckzähne bemerkbar. Hält die Fehlbelastung an, entstehen durch die Überbeanspruchung Risse im Zahnschmelz, Zahnstücke splittern ab und die Kauflächen werden abgeschliffen. In schweren Fällen kommt es zu einem Abschleifen der Zähne bis in das Zahnbein hinein oder sogar bis in die Nähe der Pulpahöhle. Auf Dauer wird zusätzlich das Zahnfleisch in Mitleidenschaft gezogen, da der hohe Druck die Durchblutung erschwert. Zahnfleischrückgang und lockere Zähne (bis hin zum Zahnverlust) sind die Folge.

Das macht der Arzt

Wenn ein Patient nicht gezielt wegen des Zähneknirschens gekommen ist, erkennt ein Zahnarzt die typischen Beschädigungen während der normalen Untersuchung. Der Verdacht auf Zähneknirschen lässt sich im Gespräch erhärten. Patienten, die schon länger knirschen, können diese Bewegung oft sogar gezielt auslösen und beim Zahnarzt vorführen. Nachdem er das Gebiss auf die Okklusion (den richtigen Biss) überprüft hat, schleift der Zahnarzt ggf. die Zähne exakt ein und stellt so eine passende Okklusion her. Anschließend behandelt er das Pressen oder Knirschen mit Aufbissschienen aus Kunststoff. Sie werden über Nacht wie eine Schutzkappe auf den Ober- oder Unterkiefer gesetzt. Es gibt zwei Typen von Aufbissschienen:

  • Adjustierte Aufbissschienen fixieren die Zahnreihen und verhindern so die Knirschbewegung völlig. Gleichzeitig wird der Biss etwas gesperrt, d. h. der Abstand zwischen den Zahnreihen leicht vergrößert. Dies führt zu einer leichten Muskeldehnung und hilft den Muskeln, über Nacht zu entspannen.
  • Nicht adjustierte Aufbissschienen lassen eine leichte Bewegung zu. Auch sie sperren die Bisslage ein wenig, damit die Spannung in der Kaumuskulatur nachlässt.

Oft gelingt durch die Muskeldehnung eine Unterbrechung des schlechten Kreislaufs aus Stress, Verspannung und Knirschen innerhalb weniger Monate. Es gibt jedoch auch Patienten, die zu Dauerschienenträgern werden, da sie nur so noch entspannt schlafen.

Selbsthilfe

Mit der konventionellen Schienenbehandlung schränkt der Zahnarzt zwar die schädlichen Folgen des Knirschens ein, schafft die Ursache des Problems jedoch nicht aus der Welt. Alles, was gegen den Stress und die Verspannung hilft, mindert oder beseitigt letztlich auch das Zähneknirschen. Sie können z. B. die Kaumuskulatur durch Massagen entspannen oder durch Sport, Yoga oder Autogenes Training einen Ausgleich schaffen; bei Dauerstress bietet sich auch eine Mind-Body-Therapie an. In manchen Fällen ist eine begleitende psychologische Behandlung erforderlich, um einen gesünderen Umgang mit dem Stress zu lernen.

Quelle: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen; Thilo Machotta; Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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