Warum Impfungen trotz Kritik wichtig sind

Masern, Röteln oder Diphtherie: Viele kennen die typischen Kinderkrankheiten meist nur noch von Erzählungen der Großeltern. Warum also noch dagegen impfen lassen?

Keine Gefahr mehr durch Infektionskrankheiten?

Schwere Infektionskrankheiten sind heute selten geworden, auch dank der Impfungen. Trotzdem sehen viele Menschen Impfungen kritisch. Viele der ehemals gefürchteten (Kinder-) Krankheiten sind heute nur noch abstrakte Gefahren. Stattdessen stehen heute die vielen Spritzen, Kinderarzttermine und die zwar seltenen, aber nicht auszuschließenden Nebenwirkungen im Vordergrund.

Trotzdem sind Impfungen nach wie vor wichtig für den Schutz der Gesundheit. Dabei wird zwischen zwei Ansätzen unterschieden: Dem Schutz des Einzelnen und dem Schutz der Gesellschaft.

Schutz der Gesellschaft

Eine Impfung schützt nicht nur den Impfling, sondern auch seine Kontaktpersonen vor einer Erkrankung. Das wird als Herdenimmunität bezeichnet. Die geimpfte Person ist dann weniger stark ansteckend, selbst wenn sie Kontakt mit dem Krankheitserreger hatte. Die Herdenimmunität schützt auch Menschen, die sich nicht impfen lassen können. Das sind je nach Impfung:

  • Säuglinge: Keuchhusten ist zum Beispiel vor allem für junge Säuglinge gefährlich. Ältere Kinder und Erwachsene überstehen die Erkrankung fast immer ohne Komplikationen. Leider schützt die Keuchhustenimpfung aber erst nach der zweiten Impfung ab dem 4. Lebensmonat, sodass die Säuglinge vor dieser Zeit trotz Impfung gefährdet sind – gut also, wenn Eltern, Geschwister, Nachbarskinder und andere Kontaktpersonen gegen Keuchhusten geimpft sind.
  • Schwangere: Die Rötelnimpfung wird auch für Jungen empfohlen, obwohl für sie die Erkrankung meist harmlos ist. Aber durch die Herdenimmunität schützen sie das ungeborene Kind im Bauch einer nicht geimpften Mutter. Im Falle einer Rötelninfektion würden dem Embryo schwere Komplikationen und Fehlbildungen drohen.
  • Menschen mit Vorerkrankungen, Unverträglichkeiten gegenüber den Impfstoffen oder Immundefekten: Sie dürfen sich ebenfalls manchmal aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen.

Sind genug Menschen geimpft, kann eine Gesellschaft die Infektionskrankheit sogar ausrotten. Denn der Erreger hat dann keine Möglichkeit mehr, sich auszubreiten. Ein berühmtes Beispiel sind die Pocken, die seit 1980 ausgerottet sind.

Schutz des Einzelnen

Impfungen können aber auch Nebenwirkungen haben. Häufig handelt es sich dabei nur um eine harmlose Impfreaktion mit kleiner Hautrötung und grippeähnlichen Beschwerden wenige Tage nach der Impfung. Selten drohen ernstere Komplikationen wie ein Fieberkrampf oder Nervenschäden. Gerüchte, dass Impfungen Autismus auslösen, sind längst widerlegt. Die Impfung birgt im Regelfall ein geringeres Risiko als eine Infektion mit dem jeweiligen Krankheitserreger.

Denn Infektionskrankheiten sind auch heute noch eine Gesundheitsgefahr. Die Covid-Pandemie hat gezeigt, dass auch Gesunde durch vermeintlich harmlosen Erkältungsviren schwer erkranken können. Selbst wenn viele Infektionskrankheiten in den Industrieländern fast ausgelöscht sind, können Erreger durch Reisende importiert werden. In einer ungeimpften Bevölkerung breitet sich die Erkrankung rasch aus.  

Es gibt auch Erkrankungen, bei denen keine Herdenimmunität aufgebaut werden kann. Das sind zum Beispiel Tetanus, Gürtelrose, FSME oder Tollwut. Hier ist ein Schutz nur durch individuelle Impfungen möglich.
Ob eine Impfung für den Einzelnen Sinn macht, klären Betroffene am besten mit der behandelnden Ärzt*in. Diese wägt Nutzen und Risiko der Impfung gegeneinander ab. Je nach Impfung, Alter der Person, Vorerkrankungen und Lebenssituation kann das Ergebnis unterschiedlich ausfallen.  

Weiterlesen:

  • Wie riskant sind Impfungen?
  • Was ist ein Impfschaden?
  • Wie wirken Impfungen?

Quelle: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Marie Schläfer
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